Die Weihnachtsbaumgeschichte

Hach, ihr könnt euch ja gar nicht vorstellen wie glücklich ich bin der Weihnachtsbaum an der Merianschule sein zu können. Es ist so toll.

Seit ich vor 5 Jahren als Setzling im Wald neben Brehms Hütte im Seligenstädter Wald auf der anderen Seite der Autobahn gepflanzt wurde, habe ich den älteren Bäumen immer sehr gut zugehört. Ich war froh, dass um uns herum ein Zaun war. Da konnten die Rehe nicht an mir rumknabbern und auch die Wildschweine kamen nicht dazu an meinen Wurzeln rumzuwühlen. Ich habe es immer gemocht, wenn sich die verschiedenen Vögel auf meinen Zweigen niedergelassen haben und ein schönes Lied sangen oder wenn ein Eichhörnchen vorbeihuschte. Ein wenig Wind war bei mir auch immer willkommen. Da konnten sich meine Zweige hoch- und runter bewegen. Nur vor einem starken Sturm hatte ich Angst. Denn dann hätten meine Wurzeln sich nicht mehr im Boden festhalten können. Da hatte ich das erste Mal Glück, denn dazu kam es nicht. 

Ja, die älteren Bäume haben mir davon erzählt, dass es die Aufgabe eines Weihnachtsbaumes ist die Menschen auf Weihnachten vorzubereiten und ihnen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Bis dahin drohen uns Weihnachtsbäumen aber auch viele Gefahren. Die Stürme im Herbst und Winter zum Beispiel.

Die nächste Gefahr ist der Transport. Dann kommen wir Weihnachtsbäume in ein Netz und unsere Zweige werden zusammengedrückt. Wenn uns dann keiner haben will müssen wir ganz lange, zum Teil mehrere Wochen, so ausharren. Und das Entsetzlichste: Wenn wir bis Weihnachten niemanden gefunden haben kommen wir auch nicht mehr aus dem Netz heraus.

Was für ein Glück ist es mir anders ergangen und davon will ich euch heute berichten. Die anderen Bäume sind alle ganz neidisch auf mich. Ich wurde an einem Tag gegen Mittag abgesägt. Ich glaube das war Ende November. Natürlich tat das etwas weh, aber das wusste ich ja vorher und konnte mich darauf vorbereiten. Und was dann geschah war einfach nur Glück.

Meine erste Überraschung: Ich musste überhaupt nicht in ein Netz! Ich wurde direkt in einen roten, offenen Schlitten geladen. Ich war ganz glücklich. Dann fuhren wir mit so 70 km/h nach Seligenstadt. Genau richtig für mich. Ein schöner Wind für meine Zweige ohne dass ich Angst haben musste. 

Dort stellte mich ein netter Mann mit Brille in einen Ständer. Ganz grade. Das ist wichtig für mich, denn ich habe beim Wachsen schon immer darauf geachtet, dass ich gerade bin und meine Zweige in alle Richtungen gleichmäßig wachsen. Dann kamen drei nette Schülerinnen und haben mich geschmückt. Sie haben mir zwar ein paar Mal so an der Spitze gezerrt, dass ich schon dachte sie brechen sie ab, es ging aber alles gut. Die eine war ganz in weiß gekleidet, wie ein Engel. Dann habe ich schönen Schmuck umgehängt bekommen und mir wurde eine silberne Spitze aufgesetzt. Ich bin so stolz.

Zuletzt kam auch noch eine blinkende Lichterkette hinzu.

So stehe ich jetzt da und beobachte meine Umgebung. Vor allem die Schüler sind sehr nett und lachen mich an. Ab und zu laufen etwas finster dreinblickende Lehrer an mir vorbei. Aber wenn sie mich sehen fangen die meisten doch an zu lächeln.

Ich bin so froh, dass ich meinen Auftrag als Weihnachtsbaum so gut erfüllen kann. Alles ist perfekt!

Und so wünsche ich allen eine schönes Weihnachtsfest und einen guten Start in das Jahr 2022.