Wisconsin – Here we are! – Part 3

Der Dienstag ist ein klassischer Schultag an der Lincoln. Naja, ganz so klassisch dann doch nicht. Es ist Ships Pride Week, die Homecoming-Woche, überall beginnt man die Schule zu dekorieren. Verzierte Klassenraumtüren und ein ausuferndes Luftballondekor in der gesamten Schule, natürlich in der Schulfarben: schwarz – rot – weiß. Warum ships? Nun alle Mannschaften und Teams heißen hier ships, weil Manitowoc über viele Jahrzehnte für den Schiffsbau bekannt war. The Home of the Shipbuilder. Die Woche ist gleichzeitig Mottowoche.  Montag war Pyjama Tag und mindestens ein Drittel der Schüler trug eine dieser auffällig bedruckten Pyjamahosen. Der Dienstag ist “alles außer ein Rucksack Tag”, so sehen wir z.B. Kühltaschen, Fischernetze, einen Einkaufswagen, eine Art Getränkefass und ein kleines Motorrad.  

Für die Unseren stehen die ”gefürchteten” Präsentationen an. Woran man erkennt, dass wir schon wieder ein paar Tage hier sind? Ich gebe Tipps auf Englisch, ohne es zu merken. Alleine oder in Kleingruppen haben sie Themen vorbereitet und sollen eine kurze Präsentation halten, zu ihrem großen Entsetzen tatsächlich auf Englisch (wie vorher erwähnt). Seligenstadt, das Oktoberfest oder der Geleitszug sind beispielsweise Themen der Präsentationen. Unterschiedlich motiviert werden die Vorträge gehalten. Die einen voller unverkrampfter Lockerheit, andere verkrampft wörtlich abgelesen und stockend. Da müssen ein paar aber noch ein wenig üben für die Prüfungen, sowohl an der qualitativen Vorbereitung als auch beim Aufbereiten der Inhalte. Allergrößtes Entsetzen macht sich breit, als einige realisieren, dass sie mehrfach präsentieren müssen, immer vor einem anderen Kurs. Entweder haben sie nicht zugehört, oder der Kollege hatte es ihnen bei der Vorbesprechung der Präsentationen nicht gesagt. Er behauptet ja, sie nein. Ich enthalte mich, weil ich war nicht da. Am Ende jeden Durchgangs machen wir Fotos mit “lustigem” Oktoberfest Fotoboxutensilien und ein kleines Quiz über die vorangegangenen Präsentationen.  

Am Mittwoch erwartet uns ein ganz normaler Schultag an der Lincoln. Na gut, es ist immer noch Homecoming Week, also ist wieder was Besonderes, aber was genau fällt schwer zu erkennen. Am Abend ist das Powder Puff Game, eine Art Footballspiel der Frauen. Wie es ist an sowas teilzunehmen? Nun, ein paar unserer Mädels haben es getan und so soll hier Helin zu Wort kommen. 

Am 04.10.23 stand für drei Mädels von uns das nächste Highlight an!  
Das jährliche Powder Puff Match für die Mädchen in der Homecoming Week!!  
Mit einem kleinen Training am Vormittag ging es für uns los ins Spiel. Lenia und Helin starteten für das Team Juniors und Sarah für die Seniors.  
Nach der Nationalhymne ging es voller Nervosität für uns drei los…  
Auf der einen Hälfte spielten die Freshmans gegen die Juniors und auf der anderen Hälfte die Suphomors gegen die Seniors. Nach 2x 20 Minuten Spielzeit standen die Teams fürs Finale fest. Suphomors VS. Juniors.  
Leider lief es für die Juniors in dem Finale nicht so gut und mussten sich geschlagen geben. Herzlichen Glückwunsch an die Suphomors!! 

Haben sie uns vorher kein Wort verraten, so sind der Kollege und ich doch ein wenig stolz auf die Mädels die sich diese Möglichkeit nicht haben entgehen lassen! Sehr, sehr cool! 

Mit der Sonne im Rücken erreichen wir nach einer weiteren holperigen Fahrt mit einem Schulbus Am Donnerstag Morgen das EAA-Aviation Museum in Oskosh. EAA steht für Experimental Aircraft Association. Ein Luftfahrtmuseum, welches von außen einen Charme der tiefen 80er versprüht. Innen erwartet uns eine weitläufige Museumsanlage, die uns auf eine Reise durch die Luftfahrtgeschichte nimmt. Beginnend mit einer Rekonstruktion eines der ersten Fluggeräte der Gebrüder Wright. Hier stehen dann tatsächlich zwei Schüler und fragen mich, ob ich weiß, wer Käthchen Paulus war. Aber sicher doch! Danach tritt der typische Schulklassen-Museumseffekt tritt ein. Während ich noch im ersten Drittel des ersten Korridors meine Blicke streifen lassen (wirklich kein langes Verweilen!) sind die ersten der unseren schon in der 1. Hälfte der nächsten Etage. Kein weiterer Kommentar.  
In einem Mitmachteil können wir Mondgestein anfassen, einen echten Meteoriten in die Hand nehmen oder mit Eisenfluid und Magnetfeldern spielen. Um die Ecke ist die “Kidsarea” in der ich zunächst alleine bin. Dann tauchen doch noch ein paar von denen wieder auf die schon fast am Ende waren. Hier gibt es einige Dinge zum Ausprobieren, von Posing vor der Infrarotkamera über sitzen in einem Kampfjet, ein simulierter Flug mit einem Paragleiter und vielem mehr. Wenn man will, kann man sich gut unterhalten fühlen. Um die Ecke gelangt man in einen riesigen Flugzeughangar mit allerlei Exponaten zum 2. Weltkrieg. Auf einer Karte zu den Bombardierungen Deutschlands im Krieg können wir sogar Seligenstadt finden. Aber auch aus dem Vietnamkrieg ist hier einer der Hubschrauber zu sehen. Ob die große Menge an Fässern, die daneben gestapelt sind, eine Anspielung auf “Agent Orange” sein soll lässt sich allerdings nicht herausfinden. 

Eiligen Schrittes bringe ich zwei große Ausstellungshallen hinter mich. Die Spirit of St. Louis und ein paar andere bekanntere Teile der Luftfahrtgeschichte rauschen vorbei, gleich ist Treffpunkt. Am Ende der Ausstellung erwartet mich ein skurriles Stillleben. Das Bild sollte für sich sprechen. 
In der Mall in Appelton finden wir einen Foodcourt zum Mittagessen. Gut, einige gehen lieber in das Burgerrestaurant gegenüber der Mall während wieder andere Victorias Geheimnis suchen und sich Lebensträume erfüllen. Ganz banal führt uns anschließend der Weg zurück zur Lincoln und zum Rest des Unterrichtstages. 

Die Temperaturen sind spürbar gefallen als wir uns am Freitagmorgen auf dem Parkplatz an der Lincoln treffen. Hatten wir bisher fast sommerliche Temperaturen (es wurden reihenweise Temperaturrekorde aus den 1890ern (!) und 2000ern eingestellt) ist es heute herbstlich frisch und die angekündigte Kaltfront ist deutlich spürbar. Heute geht es in Richtung Norden und zum Lambeau Field in Green Bay, dem Ziel aller Packers Fans. Das Stadion beeindruckt mit seiner Architektur schon von außen und ist innen unglaublich weitläufig. Rick und Paul sind unsere Guides auf der Reise durch das Stadion. Nach einigen einführenden Worten geht es mit dem Lift auf die 6. Ebene mit den Logen. Rick, ein ehemaliger Geschichtslehrer (länger als bis Mitte 50 scheint hier niemand in den Schulen zu arbeiten) erklärt uns anhand einiger Kunstwerke ein wenig über die Geschichte der Packers. Hier auf der Ebene mieten sich Firmen Logen für Events. Es gibt aber auch private Logen von Menschen, die es sich leisten können in beheizten Logen in bequemen Sesseln und bei exzellentem Catering (je nach Geldbörse) das Spiel zu verfolgen. Der Blick in das zweitgrößte Stadion der USA zu werfen beeindruckt und es lässt sich nur ahnen, welche Stimmung hier herrscht, wenn es an Spieltagen mit 81.000 Zuschauern gefüllt ist. Tickets? Seit über 60 Jahren sind alle Spiele ausverkauft, was aber auch mit Vererben von Dauerkarten zusammenhängt. Tickets für ein Spiel zu bekommen ist Glückssache und auf Dauerkarten wartet man aktuell rund 35 Jahre. 
Mit dem Lift geht es hinunter in die Eingeweide des Stadionsund nur eine Mauer trennt den Besucher von den Umkleiden der Spieler. Der Weg der uns hinausführt auf das Spielfeld ist der gleiche, den auch die Spieler nehmen. Dabei überschreiten sie einen schmalen Streifen eines anderen Bodenbelages. Dieser stammt aus dem Zugang vor dem Umbau auf dieser Ebene. Dieser Streifen stammt aus dem Boden über den Generationen von Packerslegenden zu ihren Spielen gelaufen sind. So soll die aktuelle Generation der Spieler auch immer etwas vom “Spirit” der vergangenen Größen mitnehmen. Auf der Seitenlinie stehend ist das Stadion gefühlt noch größer und der gemeinsame Ausruf ”Go Pack! Go!” hallt deutlich zurück. Eindrucksvoll. 

Es folgt die Shoppingtour im Packers-Store. Hier gibt es fast nichts, was es nicht gibt! Vom Hundehalstuch über den Klappstuhl, dem Glitzereinhorn bis zum Kleid, alles ziert das G Logo. Um einige viele Gs reicher und einige $ ärmer geht es für die Truppe zum Mittagessen und einer Pause in der Mall. Auf der anschließenden Heimfahrt erfahren wir, dass auch die Herren bei Victorias Geheimnis Lebensträume erfüllen können. Lassen wir dies mal so stehen. 

Rechtzeitig vor der Pepp Ralley sind wir wieder an der Schule. Diese Ralley ist der Auftakt zum Homecoming Weekend mit Parade, Lagerfeuer, Footballgame und Homecomingtanz. Ein spannendes Wochenende liegt vor den Schülern der Lincoln, aber auch vor den Unseren. 

Eine unserer Damen sichert sich mit vollem Körpereinsatz und Hartnäckigkeit gleich mal den Sieg bei einem der Spiele rund um die Pepp Ralley. Vielleicht ist das zugehörige Video ja auf “unserem” Insta zu sehen:  Schuleraustausch.merianschule @insta